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Zwei Welten für eine Partei
Politische Unsicherheit in Israel könnte zum Konjunkturrisiko werden
König Bibi und sein gespaltenes Land
The Gentleman from Austris stellt Bibi eine Frage mit ungeahnten Folgen

in den Fokus öffentlicher und wissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Etwas zeitverzögert setzte auch seine Instrumentalisierung in antimuslimischen Diskursen ein. Gerade hierzulande und im Angesicht einer Partei wie der FPÖ, die den Antisemitismus bei sich verleugnet und stattdessen projektiv an den Moslems bekämpft, ist es wichtig zu betonen, dass mit dem Verweis auf den islamisierten Antisemitismus nicht vom endogenen Antisemitismus
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abgelenkt werden soll. Es gilt auf politischer und sozialer wie auf individueller Ebene: Wer vom antimuslimischen Rassismus nicht sprechen will, soll vom islamisierten Antisemitismus schweigen.
Wie der von mir verwendete und auf Michael Kiefer (2002) zurückgehende Begriff islamisierter Antisemitismus nahelegt, halte ich diesen nicht für originär islamisch , sondern für ein Importprodukt aus Europa. Mit der Verwendung des Begriffes
islamisierter (statt islamischer oder muslimischer ) Antisemitismus soll – auch in Abgrenzung gegenüber Autoren
wie Hans-Peter Raddatz ( Allah und die Juden ) – auf dessen fehlende Ursprünge in der Religion und auf dessen Identität mit dem europäischen Antisemitismus hingewiesen werden.
Dabei ist aber gegen alle Apologie und Verharmlosung zu betonen: Der Hinweis auf den Import der antisemitischen Bilder und Texte aus Europa hat nur für die Rationalisierungen oder Ideologisierungen des antisemitischen Hasses seine Richtigkeit, wohingegen der starke antijüdische Affekt selbst sich aus eigenen Quellen speist.
Ahmed Rami, ein in Schweden lebender marokkanischer Islamist und Neonazi, meinte 2001: „Heute beherrschen die Juden – insbesondere auf dem Weg der Korruption – fast die ganze Welt, namentlich die USA: wirtschaftlich, kulturell, über die Medien.
Erhöben die Juden bloß Anspruch auf Palästina, so könnte man einen Kompromiss finden, bei dem beide Seiten Opfer zu bringen hätten, doch begnügen sie sich nicht damit. Sie haben die ganze Welt in ein großes, okkupiertes Palästina verwandelt. [...] Wer das Judenproblem begriffen hat, hat alles begriffen. Wer es nicht begriffen hat, hat nichts begriffen. Adolf Hitler begriff dieses Problem voll und ganz. Für uns Moslems war der zweite Weltkrieg nicht ein Kampf zwischen Gut und Böse, sondern ein Krieg gegen die jüdische Okkupation, eine Intifada des deutschen Volkes.“ (Zit. n. Schiedel 2007: 38)
Aussagen wie diese verweisen auf die Tatsache, dass der islamisierte und auch der islamistische Antisemitismus keine unmittelbare Folge des Nahostkonflikts ist, sondern eine der Ursachen seiner Verschärfung und der zunehmenden Unmöglichkeit seiner friedlichen Lösung.
Schon 1894 – die zionistische Bewegung war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existent – erschien die erste arabische Übersetzung
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der wohl folgenreichsten antisemitischen Hetzschrift seiner Zeit, Der Talmud-Jude von August Rohling, was als publizistischer Auftakt des islamisierten Antisemitismus gelten kann. Er fällt in die Zeit der Nations- Nationalstaatenbildung, die sich wie in Europa und vor allem in Deutschland gegen innere (jüdische) und
äußere(französische) Feinde richtete.
Wie in Europa entstand auch in islamischen Ländern der moderne Antisemitismus als Ideologie, die eine nationale Gemeinschaft von Identischen bildet – gegen die Gesellschaft abstrakt Gleicher. Seine bis heute anhaltende Dynamik erfuhr dieser Antisemitismus mit dem Untergang des Kalifats.
Dieses katastrophal erlebte Ende einer verklärten Epoche konnte und kann von vielen Muslim*innen nur mittels jüdischer Schuld verarbeitet werden. Im verbreiteten Bild von Atatürk als nur zum Schein konvertierter oder heimlicher Jude äußert sich mit Verspätung auch in islamischen Diskursen „der Übergang von religiösen zu modern-rassistischen Bildern des Juden“ (Nordbruch 2004: 213).
Entgegen der verbreiteten Leugnung lässt sich im Islamismus heute nicht nur ein kulturalistischer, sondern auch ein offen rassistischer Begriff vom Juden nachweisen – eine ideologische Nachwehe der Kollaboration mit dem Nazismus, der mit eigenen arabischen Propagandasendungen im Radio den antisemitischen Hass anstachelte (Küntzel 2004).
Gut 50 Jahre später strafte Muhammad H. Fadlallah, geistiges Oberhaupt der Hisbollah, die Reden von einem friedlichen Zusammenleben in einem palästinensisch-islamischen Staat nach Zerschlagung Israels Lügen, als er verlangte, dass die „Juden“, auch wenn sie zum Islam konvertieren würden, Palästinaverlassen müssten (Webmann 2003: 54).
Auch am Beispiel der Kriegsrhetorik der Islamischen Republik Iran gegen Israel lässt sich deren massenmörderische Gehalt leicht nachweisen. Das Ersetzen von Juden durch Zionisten ändert an diesem nichts, zumal der dahinterliegende Vernichtungs- und Reinigungswunsch, wie er sich etwa in den beliebten Krebsmetaphern äußert, der gleiche bleibt.
Leidensgemeinschaften
Oft wird als Argument gegen die Existenz des islamisierten Antisemitismus ins Treffen geführt, dass jüdische (und christliche) Minderheiten unter islamischer Herrschaft Schutzbefohlene waren und es etwa im maurischen Spanien zu einer Blüte des Judentums gekommen sei.
Demgegenüber weist Menahem Milson (2007) darauf hin, dass das „goldene Zeitalter der gleichen Rechte [...] ein Mythos und der Glaube daran [...] mehr ein Resultat der jüdischen Sympathie für den Islam [war]. Der Mythos wurde von Juden im 19. Jahrhundert in Europa erfunden, als ein Vorwurf an Christen – und wurde in unserer Zeit von den Muslimen übernommen, als ein Vorwurf an die Juden.“
Es bestand aber tatsächlich eine Differenz zwischen christlichen und islamischen Judenregimen und Stereotypenbildungen. Der Unterschied ist aber „weniger in den Vorurteilen [...] über Juden begründet [...] als in der Erkenntnisfunktion, die diese Konzepte übernahmen.“ (Nirenberg 2015: 185f).
Dementsprechend fand in der islamischen Welt keine „so
ausgedehnte >Judaisierung< der Politik bis zur Moderne“ statt (ebd.: 186). Im Islam trafen im Gegensatz zum Christentum „die besondere Position der Juden in den kanonischen Schriften und ihre besondere Position in muslimischen Gesellschaften selten so zusammen[.], dass daraus politisch nützliche Theorien
hervorgingen, mit denen alle Konflikte dieser Welt in >jüdischen< Begriffen erklärt werden konnten“ (ebd.: 189).
Einen wahren historischen Kern hat der Mythos von der islamisch-jüdischen Symbiose auch in der gemeinsamen Betroffenheit von abendländischer Propaganda und Verfolgung: Juden und Moslems
(Türken) wurde seit jeher unterstellt, „untereinander in heimlicher Verbindung“ zu stehen (Rohrbacher/Schmidt 1991: 242).
Beide wurden – wie etwa von Papst Pius II. im 15. Jahrhundert – „als sexuelle Missetäter“ verteufelt (Henschel 2008: 16). Im späten 16. Jahrhundert hieß es in einem Pamphlet, dass die „Juden“ im Habsburgerreich – wie vor ihnen die „Zigeuner“ – das Land „durchreisen“, um es für die „Türken“ auszukundschaften (zit. n. Rohrbacher/Schmidt 1991: 243). 1899 behauptete Richard Chamberlain (1899: 394) in seinen Grundlagen , die Juden hätten „die stammesverwandten Araber aus Afrika herüber“ gerufen, um sich unter dem Schutz des „Kalifen“ Spaniens bemächtigen zu können. Und noch dieNazis glaubten, dass die „Juden [...], gegen ihre einstige Heimat Spanien, zuletzt aber gegendas ganze christliche Europa von Rache erfüllt“, im Osmanischen Reich „Pulver- und Kanonenfabriken“ errichtet hätten, um solcherart „den gefährlichen Angriff des türkisch geführten Morgenlandes“ zu unterstützen (Linden 1936: 26).
Unter dem Aspekt der geteilten Betroffenheit vom Hass der wehrhaften Abendlandretter kann der Antisemitismus unterMuslim*innen auch als Ergebnis einer (unbewussten) Identifikation mit dem (christlichen) Aggressor analysiert werden. Theodor Reiks Bestimmung des Antisemitismus als „Selbsthass am fremden Objekt“ könnte dementsprechend nicht nur für die – wie Sigmund Freud sie nannte – „schlecht getauften Christen“ eine Berechtigung haben.
Dass auch islamisierter Antisemitismus in der Regel mit theologischer Unkenntnis einhergeht, spricht für dieseAnalogiebildung.
Von der Judenfeindschaft zum Antisemitismus
Bei aller Richtigkeit der Importthese: Der Transfer des Feindbildes Jude wäre nicht so erfolgreich gewesen, würden in islamischer Tradition nicht judenfeindliche Bestände existieren. Tatsächlich dienen neben den europäischen (christlichen und nationalistischen)Diskursen der Koran und die Hadithen als Quelle für die Rationalisierungen des Antisemitismus. Aber die Identifikation der Juden mit Macht und Verschwörung, ein Kernelement des Antisemitismus, entstammt dem Christentum und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts in arabisch-nationalistische und islamistische Diskurse eingebaut.
Wirkmächtig wurde dieser Mythos aber erst mit der Befreiung der Jüdinnen und Juden aus ihrem minderwertigen Status als Schutzbefohlene. Vor allem erlaubte er es, die Gründung und die militärischen Siege Israels zu verarbeiten, ohne dass das eigene kollektive Größen selbst beschädigt wurde.
Wie in Europa dienen die Juden nun als Projektionsflächen oder
Sündenböcke , die von der Last der Zweifel und Verantwortung befreien. Aber auch weil die Emanzipation der Juden und Jüdinnen parallel zum Untergang des Kalifats verlief, wurden Juden oder Zionisten für ihn verantwortlich gemacht.
Entsprechend der schon den europäischen Antisemitismus kennzeichnenden cui bono? -Logik wurden aus denBegünstigten einer historischen Entwicklung deren Verursacher*innen.
Wenn der Islam auch nicht im selben Ausmaß wie das Christentum als Sohnesreligion in einem derartigen Konfliktverhältnis zum enterbten und mit Schuldvorwürfen beladenen Judentum steht, so ist doch auch ihm bzw. dem Koran eine „unauflösbare[.] antithetische[.] theologischen und historischen Kenntnisreichtum auflösbare – Verstrickung wird oft zur Legitimation aktueller Hassimpulse genutzt.
So dozierte der Mufti von Jerusalem und Nazi- Kollaborateur in seinem Aufruf an die islamische Welt (1937): „Der Kampf zwischen Juden und Islam begann, als Mohammed von Mekka nach Medina floh. [...] Damals waren diejüdischen Methoden schon die gleichen wie heute. Ihre Waffe war wie immer die Verleumdung [...]. Sie sagten, Mohammed sei ein Schwindler, [...] sie versuchten, Mohammeds Ehre zu untergraben [...], sie fingen an, Mohammed sinnlose und unlösbare Fragen zu stellen [...] und trachteten danach, die Muslime zu vernichten. [...] Wenn die Juden Mohammed so verraten konnten, wie werden sie die Muslime dann heute verraten. [...]
Die Verse aus dem Koran und Hadith beweisen euch, dass die Juden die bittersten Gegner des Islams gewesen sind und noch weiter versuchen, denselben zu vernichten.“ (Zit. n. Küntzel
2007) Vor allem im Kampf gegen Israel wird bis heute auf die Überlieferung zurückgegriffen. So dekretierte die palästinensische Hamas , die sich in ihrer Charta explizit auf die Protokolle derWeisen von Zion stützt : „Das Verschwinden Israels ist eine schon im Koran festgelegte Geschichtsnotwendigkeit.“ Bezug genommen wird auf ein angebliches „Versprechen“ Gottes, das in einem Hadith überliefert wurde: „Der Prophet [...] sprach: Die Stunde wird kommen, da die Muslime gegen die Juden solange kämpfen und sie töten, bis sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken.
Doch die Bäume und Steine werden sprechen: >Oh Muslim, oh Diener Allahs, hier ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt. Komm und töte ihn!<“
Wie im europäischen Antisemitismus wird die eigene Frau als potentielles Einfallstor des Juden gesehen: Er würde sie von ihrer Bestimmung, „Männer“ für den „Befreiungskampf“ zu gebären, abbringen. Unermüdlich würde der Jude „durch Medien, Filme und Lehrpläne“ versuchen, die „muslimische Frau“ dem Islam zu entfremden.
Auch die vereinheitlichende oder Gemeinschaft bildende Funktion des Antisemitismus ist aus Europa bekannt, sogar das Denken in Volkskörpern findet sich in der Hamas -Charta: „Um sich diesen Taten [der „Zionisten“, Anm. A. P.] zu widersetzen, bedarf es sozialer Solidarität. Wir müssen dem Feind wie ein einziger Körper entgegentreten, der als Ganzes mit Fieber und Schlaflosigkeit reagiert, wenn eines seiner Glieder erkrankt.“
Es sei ihm schon gelungen, „dem islamischen Kalifatsstaat den Garaus zu machen“, „auch hinter dem Zweiten Weltkrieg“ würde er stecken.
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Die zentrale Bedeutung der Überlieferungen belegt auch das Standardwerk Das Volk Israels im Koran und in der Sunna , das der Großscheich der al-Azhar-Universität in Kairo, Mohammed Tantawi verfasst und 1997 neu aufgelegt hat. Darin werden neben den religiösen Quellen des Antisemitismus auch seine Importstücke aus Europa aufbereitet: die Ritualmordlegende und die Protokolle der Weisen von Zion.
Tantawi zitiert zudem zustimmend Hitler („Indem ich mich der Juden erwehre, vollende ich das Werk des Herren“) und macht „die Juden“, denen er das „Brechen von Verträgen und Bündnissen“, die „Gier nach dem Leben und dem Diesseits“, „Selbstsucht“ und „Egoismus“ attestiert, für den weltweiten Verfall der Moral und Sitten, die herrschende „Dekadenz“, verantwortlich (zit. n. Küntzel 2003).
In dieser apokalyptischen Sichtweise folgte er bis in die Formulierung hinein dem Chefideologen derMoslembruderschaft, Sayyid Qutb, der mit seinem Hauptwerk Unser Kampf mit den JudenGenerationen von Muslim*innen aufhetzte.
Nach europäischem Vorbild wurden die Juden zu einer diabolischen Gegengröße des Islam: „Hinter jeder spaltenden Tat in Bezug auf das letzte Kalifat und hinter dessen Auflösung sowie hinter der Abschaffung der Scharia [...] durch Atatürk stand stets ein Jude. Alles, was seitdem gegen das islamische Erwachen im Rahmen im Rahmen eines erklärten Krieges gegen den Islam auf dieser Erdegeschieht, ist als Werk der Juden zu sehen.“ (Zit. n. Tibi 2003)
Narzisstische Kränkung und deren Schiefheilung
Der Islamismus hat das fragile Zusammenspiel von Gesetz und Glauben zugunsten des letzteren aufgesprengt, wodurch sich verstärkt die Notwendigkeit ergab, mit den immanenten Zweifeln umzugehen. Je rigider (reiner) der eigene Glaube, desto größer die Neigung, das Verunreinigende und Zersetzende nach außen zu projizieren.
Die Juden bieten sich aufgrund der ihnen zugeschriebenen „innere[n] Vieldeutigkeit“ (Weininger 1903: 281) als ideale Projektionsflächen an: „Der Jude glaubt an gar nichts, er glaubt nicht an seinen Glauben, er zweifelt an seinem Zweifel.“ (Ebd.: 279) Die Sucht nach der Eindeutigkeit oderReinheit, dieimmer die Destruktivität als Kehrseite hat, verlangt geradezu nach dem Unreinen , das bei den Juden gesucht und gefunden wird.
Der antisemitische Massenmensch, der sich über Gebühr mit der Eigengruppe identifiziert, kann Differenz und Kritik, Zweifel und Abweichungen nicht oder nur schwer aushalten. Gleichzeitig ist er auf den bedrohlichen und unheimlichen Fremden fixiert, was den manischen Charakter seiner Beschäftigung mit den Juden erklärt.
Er ist voller Angst, dass der andere, egal ob er auf seinem Anderssein beharrt oder sich der Assimilation beugt, die narzisstische Einheit der Identischen verschmutzt oder auflöst. Diese Angst wandelt sich zum Hass nicht nur auf die Juden , sondern auch auf die Idee der Individualität und der Rechte des anderen (Besonderen), auf die Hoffnung auf Freiheit und als solche wird nur dann zum unterstützenden Faktor für Antisemitismus, wenn sie als Identitätsmarker, quasi als Form ohne Inhalt, missbraucht wird.
Auch vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen im pädagogischen Feld scheint der Antisemitismus seitens/unter muslimischer/n Jugendlicher vor allem biographisch und sozial motiviert zu sein: Er dient zumeist als konformistisch-rebellische Verarbeitungsform der eigenen Marginalisierung und Diskriminierung zu Lasten derer, die ebenfalls fremd sind, aber angeblich besser wegkommen.
Wenn ich von islamisierten Antisemitismus (unter Jugendlichen) spreche, meine ich damit aber kein spezifisches Gruppenphänomen. Denn solche „projektive Lokalisierung von Antisemitismus verfehlt die Gelegenheit, den aktuellen Kontext der Migrationsgesellschaft zu thematisieren.
Anstatt die gesellschaftliche Situation in den Blick zu nehmen, dieAntisemitismus zu einem vielfältig instrumentalisierbaren Reservoir an Fremd- und Feindbildern macht, wird über einen >Antisemitismus der Migranten< [...] gesprochen.“ (Messerschmidt 2012: 94)
Anstatt sich also in Schuldzuweisungen und Pauschalverdächtigungen an (zugewanderte) Muslim*innen zu ergehen (und dabei oft den Antisemitismus in der Eigengruppe zu verdrängen), sollte islamisierter Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft auf politischer wie auf individueller Ebene „so thematisiert werden, dass die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des gegenwärtigen Antisemitismus und seiner antizionistischen Varianten als allgemeine Problematik erkennbar bleibt.“ (Messerschmidt 2014) Nur solcherart lässt sich ihm präventiv beikommen (Schiedel/Rajal 2016: 112ff).
Literatur
Chamberlain, Houston S. (1899): Die Grundlagen des Neunzehnten Jahrhunderts. München
Diner, Dan (2004): Der Sarkophag zeigt Risse. Über Israel, Palästina und die Frage eines
„neuen Antisemitismus“. In: Rabinovici, Doron et al. (Hg.): Neuer Antisemitismus? Eine
globale Debatte. Frankfurt a. M., S. 310-329
Freud, Sigmund (1921):
Massenpsychologie und Ich-Analyse. In: Ders.: Gesammelte Werke
XIII. Frankfurt a. M. 1999, S. 71-161
Greussing, Kurt
(2005): „Esel mit Büchern“, Agenten und Verschwörer. Von den Judenbildern
des Koran zum modernen islamischen Antisemitismus. In: Loewy, Hanno (Hg.): Gerüchte
über die Juden. Essen, S. 149-172
Henschel, Gerhard (2008): Neidgeschrei. Antisemitismus und Sexualität. Hamburg
Kiefer, Michael (2002): Antisemitismus in islamischen Gesellschaften. Düsseldorf
Küntzel, Matthias (2003): Antisemitismus als Kampfauftrag? Mahatiers Ansprache an die
islamische Welt. Online:
http://www.matthiaskuentzel.de/contents/antisemitismus-als-
kampfauftrag
Ders. (2004): Von Zeesen bis Beirut. Nationalsozialismus und Antisemitismus in der
arabischen Welt. Online:
http://www.matthiaskuentzel.de/contents/von-zeesen-bis-beirut
Ders. (2007): Das Erbe des Mufti. Online:
http://www.matthiaskuentzel.de/contents/das-erbe-
des-mufti
Linden, Walther (1936): Luthers Kampfschriften gegen das Judentum. Berlin
Meddeb, Abdelwahab (2002): Die Krankheit des Islam. Heidelberg
Messerschmidt, Astrid (2010): (2010): Flexible Feindbilder – Antisemitismus und der
Umgang mit Minderheiten in der deutschen Migrationsgesellschaft. In: Stender, Wolfram et
al. (Hg.): Konstellationen des Antisemitismus. Antisemitismusforschung und
sozialpädagogische Praxis. Wiesbaden, S.
91-108
Dies. (2014): Bildungsarbeit in der Auseinandersetzung mit gegenwärtigem Antisemitismus.
Online:
http://www.bpb.de/apuz/187421/bildungsarbeit-in-der-auseinandersetzung-mit-
gegenwaertigem-antisemitismus?p=all
Milson, Menahim (2007): Was ist arabischer Antisemitismus? Online:
http://www.islamismus.org/seminar-07/03-06-0707/03/arabisch.htm
Nirenberg, David (2015): Antijudaismus. München
Nonn, Christoph (2008): Antisemitismus. Darmstadt
Nordbruch, Götz (2004): Modernisierung, Anti-Modernismus, Globalisierung, Judenbilder,
Verschwörungstheorien und gesellschaftlicher Wandel in der arabischen Welt. In: Braun,
Christa von; Ziege, Eva-Maria (Hg.): „Das >bewegliche< Vorurteil“.
Aspekte des
internationalen Antisemitismus. Würzburg
, S. 201-220
Rohrbacher, Stefan; Schmidt, Michael (1991): Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer
Mythen und antisemitischer Vorurteile. Reinbek b. Hamburg
Schiedel, Heribert (2007): Der rechte Rand. Radikale Gesinnungen in unserer Gesellschaft.
Wien
Ders.; Rajal, Elke (2016): Rechtsextremismusprävention in der Schule: Ein ambitioniertes
Programm. In: Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (Hg.):
Rechtsextremismus. Band 2: Prävention und politische Bildung. Wien, S. 85-136
Tibi, Bassam (2003): Der importierte Hass. Online:
https://www.zeit.de/2003/07/Islamismus_neu/komplettansicht
antisemitischen Diskurses. In: Benz, Wolfgang (Hg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung
12. Berlin, S. 39-55
Weininger, Otto (1903): Geschlecht und Charakter. Wien 1947
Im Rahmen der Fachtagung der IGGÖ zum Phänomen Politischer Islam wurde dieser Vortrag gehalten- im Buch "POLITISCHER ISLAM" publiziert .